Categories

Regions

Karlovy Vary: Kolonnaden und heiße Quellen

Wer Karlovy Vary (Karlsbad) besucht, spürt sofort: Hier dreht sich alles um das Wasser. Es dampft, sprudelt, zischt – und duftet nach Mineralien. Seit Jahrhunderten gilt das Heilwasser als das Herz und die Seele der Stadt. Ob getrunken, gebadet oder einfach nur bestaunt – die heißen Quellen sind der Grund, warum sich schon Monarchen, Künstler und Kurpatienten hierher aufmachten.

Ein Spaziergang durch die Welt der Kolonnaden

Die eleganten Kolonnaden von Karlovy Vary sind mehr als nur Gebäude – sie sind das Symbol des Kurlebens. Aufgereiht entlang des Flusses Teplá, im Zentrum der Stadt, wirken sie wie aus einer anderen Zeit. Zwischen dampfenden Quellen, klassizistischen Säulen und kunstvollen Fassaden schlendert man durch Geschichte und Gesundheit zugleich.

Was sind Kolonnaden überhaupt?

Der Begriff stammt vom lateinischen Wort columna – Säule. In Karlovy Vary wurden rund um die Heilquellen offene Hallen gebaut, die Besucher vor Regen und Sonne schützen. Manche dieser Bauwerke stehen auf Säulenreihen, andere sind aus Holz oder Stein gefertigt, doch alle umgeben eine Quelle mit mineralreichem Wasser. Kolonnaden findest du übrigens auch in anderen Kurorten wie Marienbad oder Baden-Baden, doch die in Karlsbad besitzen ihren ganz eigenen Charme.

Wie trinkt man das Heilwasser richtig?

In Karlsbad ist es fast ein Ritual: Man kauft sich eine kleine Porzellantasse mit Schnabel, füllt sie an einer Quelle und schlürft das heiße Wasser in kleinen Schlucken. Es schmeckt salzig, leicht metallisch – und man braucht etwas Mut für den ersten Schluck! Trink am besten langsam, maximal ein paar Tassen pro Tag. Zu viel kann den Kreislauf belasten, und manche Quellen sind mit über 60 °C ohnehin kaum zu trinken.

Die schicken Trinkbecher bekommst du in vielen Souvenirshops rund um die Kolonnaden ab etwa 5 Euro. Tipp: Bring lieber kein Plastikgefäß mit – die Hitze könnte es schmelzen lassen. Und keine Sorge, alle Quellen im Zentrum sind frei zugänglich, du brauchst also kein Kur-Ticket, um das berühmte Wasser zu probieren.

Mühlbrunnenkolonnade – das Wahrzeichen der Stadt

Die Mühlbrunnenkolonnade (Mlýnská kolonáda) ist die imposanteste von allen. Eröffnet 1881, wurde sie von Josef Zítek entworfen – dem Architekten des Prager Nationaltheaters. Mit über 100 korinthischen Säulen, kunstvollen Reliefs und ihrer 132 Meter Länge erinnert sie an einen antiken Tempel. In ihrem Inneren sprudeln gleich fünf Quellen mit Temperaturen zwischen 53 und 65 °C. Besonders die Prinz-Wenzels-Quelle ist legendär – so heiß, dass man sie kaum trinken kann, aber perfekt für ein echtes Karlsbader Erlebnis.

Marktkolonnade – Holz, Geschichte und Legenden

Nur ein paar Schritte weiter wartet ein völlig anderer Anblick: Die Marktkolonnade (Tržní kolonáda) mit ihrer weißen Holzfassade im Schweizer Stil. Drei Quellen fließen hier – die Karlsquelle, die Marktquelle und die Schlossquelle. Der Sage nach soll König Karl IV. die Karlsquelle selbst entdeckt haben, als er bei der Jagd auf einen Hirsch auf dampfendes Wasser stieß. Damit begann die Geschichte Karlsbads als Kurstadt. Heute füllen Besucher ihre kleinen Becher, während Straßenmusiker tschechische Melodien spielen – und die Zeit scheint stillzustehen.

Sprudelkolonnade – das Herz der Heilquellen

Die Sprudelkolonnade (Vřídelní kolonáda) ist moderner, nüchterner – ein Betonbau aus den 1970er Jahren. Aber das unscheinbare Äußere täuscht: Drinnen verbirgt sich der berühmte „Vřídlo“, ein echter Geysir. Mit über 70 °C heißem Wasser schießt der Sprudel bis zu 12 Meter in die Höhe – ein faszinierendes Schauspiel, das man nicht verpassen sollte. Rund um den Geysir riecht es leicht schwefelig, und der Dampf legt sich wie ein Schleier über die Brillengläser. Typisch Karlsbad!

Weitere Kolonnaden – versteckte Schätze im Stadtzentrum

Weniger bekannt, aber ebenso charmant, ist die Gartenkolonnade im Dvořák-Park. Sie beherbergt nur eine Quelle – die Schlangenquelle mit angenehmen 29 °C – und ist ideal für einen kleinen Spaziergang im Grünen. Die Schlosskolonnade hingegen ist exklusiv: Nur Kurgäste mit Zugang dürfen hinein. Hier sprudeln zwei Quellen, die Upper und Lower Castle Fountain Springs, die für spezielle Kuranwendungen genutzt werden.

Praktische Tipps für deinen Besuch

Anreise: Karlovy Vary liegt etwa 130 km westlich von Prag. Von dort fahren regelmäßig Busse und Züge, die Fahrt dauert rund zwei Stunden.
Beste Reisezeit: Frühling bis Herbst ist perfekt für Spaziergänge durch die Kolonnaden, aber auch der Winter hat seinen Reiz – dann steigen die Dampfschwaden aus den Quellen noch eindrucksvoller auf.
Tipp: Wenn du mehr über das Kultgetränk Becherovka erfahren möchtest, lohnt sich ein Besuch im Jan-Becher-Museum.

Checkliste für deinen Karlsbad-Besuch

  • ✔ Trinkbecher mitnehmen oder vor Ort kaufen
  • ✔ Spaziergang durch Mühlbrunnen-, Markt- und Sprudelkolonnade
  • ✔ Den Sprudel-Geysir beobachten
  • ✔ Heilwasser probieren (langsam und in Maßen!)
  • ✔ Im Jan-Becher-Museum Becherovka verkosten

Was du über Karlsbad wissen solltest