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Třeboň – Wo Geschichte auf Romantik trifft!

Czech Insider
Trebon

Třeboň – Auf den Spuren der Rosenberger: Wo Geschichte auf Romantik trifft

Es gibt Orte, die wirken, als sei die Zeit dort stehen geblieben – und Třeboň (deutsch: Wittingau) gehört zweifellos dazu. Die kleine Stadt im Süden Böhmens, nicht weit vom Lipno-Stausee entfernt, verzaubert Besucher mit einer Mischung aus märchenhafter Geschichte, stiller Teichlandschaft und dem ganz besonderen Charme der Renaissance. Wer durch die kopfsteingepflasterten Gassen schlendert, spürt sofort: Hier lebten einst Menschen mit Sinn für Schönheit – und Genuss.

Eine Stadt, die das Wasser liebt – und es formte

Třeboň liegt mitten im „Land der Teiche“, einer Region, die schon im Mittelalter als das Herz der böhmischen Fischzucht galt. Das Wasser prägt hier alles – die Landschaft, das Leben, sogar die Küche. Über 500 Teiche gibt es in der Umgebung, darunter der legendäre Teich Svět (übersetzt: „Welt“), der sich wie ein stiller Spiegel am Stadtrand ausbreitet.

Ein Spaziergang entlang des Svět-Teichs, besonders am frühen Morgen, ist ein Erlebnis: Nebelschwaden ziehen über die Wasseroberfläche, Reiher stehen regungslos am Ufer, und irgendwo in der Ferne klingt das Klappern eines Fahrradpedals. Diese friedliche Stimmung – sie ist typisch für Třeboň.

Die Rosenberger – Adlige mit Weitblick

Die Geschichte der Stadt ist untrennbar mit dem Namen Rosenberger verbunden, einer der mächtigsten Adelsfamilien Böhmens. Unter ihrer Herrschaft erlebte Třeboň im 14. und 15. Jahrhundert seine Blütezeit. Besonders Petr Vok von Rosenberg hinterließ bleibende Spuren. Der kunstsinnige Adelige machte Třeboň zu einem kulturellen Zentrum, in dem Künstler, Handwerker und Gelehrte lebten und arbeiteten.

Beim Spaziergang durch das Schloss Třeboň kann man sich leicht vorstellen, wie Petr Vok durch die prachtvollen Säle wandelte. Das Schloss zählt zu den schönsten Renaissancebauten Tschechiens. Besonders sehenswert ist der Rittersaal mit seiner kunstvollen Kassettendecke und den Wandmalereien, die Szenen aus der Rosenberger-Geschichte erzählen.

Ein Hauch von Nostalgie: Der Schlosspark

Hinter dem Schloss erstreckt sich ein weitläufiger Park, der zum Spazieren und Verweilen einlädt. Hier zwitschern die Vögel, alte Bäume rauschen im Wind, und manchmal entdeckt man ein verliebtes Paar auf einer Bank – Třeboň ist schließlich auch eine Stadt der Romantik. Besonders im Herbst, wenn sich die Blätter golden färben und die Sonne durch das Laub schimmert, entfaltet der Park seine ganze Magie.

Altstadtflair und Fischertradition

Der Masaryk-Platz bildet das Herz von Třeboň. Umgeben von bunten Renaissancehäusern mit Arkaden, wirkt er fast wie eine Filmkulisse. In der Mitte steht die Mariensäule, die an die Pestepidemie des 18. Jahrhunderts erinnert. Wer sich hier in eines der kleinen Cafés setzt, hat den besten Blick auf das bunte Treiben – und auf das alte Rathaus, dessen Turm man besteigen kann. Von oben eröffnet sich ein traumhafter Blick über die Dächer der Stadt und die umliegende Teichlandschaft.

Ein absolutes Highlight ist das alljährliche Abfischen der Teiche im Herbst. Wenn die Fischer in ihren schweren Stiefeln durch das Wasser waten und mit Netzen den Fang einholen, wird die jahrhundertealte Tradition lebendig. Besucher dürfen zuschauen, mit anpacken oder sich einfach einen frischen Karpfen schmecken lassen – so authentisch erlebt man Südböhmen selten.

Wellness & Wasser – Kurstadt mit Geschichte

Třeboň ist nicht nur ein historisches Kleinod, sondern auch eine anerkannte Kurstadt. Das Schwarztorf-Bad Aurora nutzt den berühmten Moor-Schlamm der Region, der bei Gelenk- und Rückenschmerzen wahre Wunder wirken soll. Nach einem langen Spaziergang durch die Altstadt ist ein Bad im warmen Moorwasser eine Wohltat.

Wer es lieber sportlich mag, leiht sich ein Fahrrad und radelt durch die sanft hügelige Teichlandschaft. Das gut ausgebaute Radwegenetz führt durch Wälder, entlang von Dämmen und kleinen Dörfern, in denen die Zeit manchmal wirklich stillzustehen scheint.

Geheimtipps für Genießer

Hungrig wird man in Třeboň schnell – und das ist gut so. Die Stadt ist berühmt für ihren Třeboňer Karpfen, der hier auf alle erdenklichen Arten serviert wird: gebacken, gebraten, in Kräutersoße oder als Karpfen-Suppe. Mein Tipp: das Restaurant Šupina a Šupinka direkt am Teich Svět. Hier trifft traditionelle Küche auf moderne Raffinesse, und der Blick auf das Wasser macht das Essen perfekt.

Für Naschkatzen lohnt sich ein Abstecher in das Café Bily Jednorozec („Der weiße Einhorn“). In dem charmanten Gewölbehaus gibt es nicht nur hausgemachte Kuchen, sondern auch kleine Kunstausstellungen und Lesungen – ein echter Ort für Genießer und Träumer.

Ausflüge rund um Třeboň

Wer länger bleibt, hat die Qual der Wahl: Nur eine halbe Stunde entfernt liegt das hübsche Jindřichův Hradec mit seinem imposanten Schloss. Auch ein Ausflug zum Lipno-Stausee lohnt sich – besonders im Sommer zum Baden oder Paddeln. Und wer es städtischer mag, ist in einer Stunde in České Budějovice, der Hauptstadt Südböhmens und Heimat des berühmten Budweiser-Biers.

Praktische Infos

Anreise

Třeboň liegt etwa 150 Kilometer südlich von Prag und ist mit dem Auto über České Budějovice gut erreichbar. Von dort fahren regelmäßig Züge und Busse in die Stadt. Wer aus Deutschland anreist, erreicht Třeboň am einfachsten über die Grenze bei Wullowitz/Dolní Dvořiště.

Beste Reisezeit

Frühling und Herbst sind ideal für Spaziergänge und Radtouren, im Sommer locken die Teiche zum Baden und Bootfahren. Besonders stimmungsvoll ist der Oktober, wenn das traditionelle Abfischen beginnt und die Stadt in goldenes Licht getaucht ist.

Checkliste für deine Třeboň-Reise

  • Spaziergang durch die Altstadt und Schlossbesichtigung
  • Radtour um den Svět-Teich
  • Karpfen-Essen im Restaurant Šupina a Šupinka
  • Moorbad im Kurhaus Aurora
  • Teilnahme oder Besuch beim traditionellen Abfischen
  • Kaffee & Kuchen im Café Bily Jednorozec

Třeboň ist kein Ort für Eilige. Es ist ein Ort, der entschleunigt, der einlädt, zu atmen, zu schmecken und zu spüren. Wer hier einmal war, nimmt ein Stück dieser stillen Magie mit nach Hause – und kommt sicher wieder.

 

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