Categories

Regions

Das Goldene Gässchen – Eine Reise durch die Zeit auf der Prager Burg

Willkommen im Goldenen Gässchen (Zlatá ulička), einem der faszinierendsten und charmantesten Orte in ganz Prag. Mit seiner jahrhundertealten Geschichte, den farbenfrohen Häuschen und seiner Lage im Herzen der Prager Burg zieht es Touristen aus aller Welt in seinen Bann. Doch hinter den hübschen Fassaden und romantischen Straßen verbirgt sich eine tief verwurzelte Geschichte, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. Diese kleine, verwinkelte Straße war einst die Heimat von Wachen, Alchemisten und Handwerkern – und sogar berühmte Schriftsteller wie Franz Kafka verbrachten hier Zeit. Heute erstrahlt das Goldene Gässchen in neuem Glanz, doch seine Vergangenheit lebt in jedem Stein und jeder Ecke weiter.

Ursprünge und Geschichte des Goldenen Gässchens

Das Goldene Gässchen hat seinen Ursprung im 16. Jahrhundert, als Kaiser Rudolf II. die Prager Burg zu einem kulturellen und wissenschaftlichen Zentrum ausbaute. Ursprünglich für Burgwachen und Diener errichtet, wurde die Straße später zum Wohnort von Goldschmieden und Alchemisten, was ihr letztlich den heute berühmten Namen verlieh. Doch die wahre Magie dieser Gasse liegt nicht nur in ihrem historischen Wert, sondern auch in den Mythen und Legenden, die sich um sie ranken.

Die Prager Burg selbst, die hoch über der Moldau thront, hat eine bewegte Geschichte. Ihre mächtigen Mauern schützten Könige und Kaiser, während ihre prunkvollen Säle Staatsoberhäupter beherbergten. Und mittendrin, fast versteckt zwischen den imposanten Bauten, findet sich das Goldene Gässchen, das einen Hauch von Mittelalter und märchenhafter Romantik versprüht.

Die bunte Straße und ihre Häuser

Betritt man die schmale Straße, taucht man in eine andere Welt ein. Die winzigen Häuser, die dicht aneinandergereiht stehen, sind in leuchtenden Farben bemalt und verleihen der Gasse einen fast magischen Charme. Doch hinter diesen malerischen Fassaden verbergen sich Geschichten von Handwerkern, Soldaten und Künstlern, die hier über die Jahrhunderte hinweg lebten.

Ein besonderes Highlight ist Haus Nummer 22. Der berühmte Schriftsteller Franz Kafka, dessen Werke heute als Meisterwerke der Weltliteratur gelten, verbrachte hier 1916 bis 1917 einige Zeit. Das kleine blaue Haus, das seiner Schwester gehörte, diente ihm als Rückzugsort, um sich in Ruhe dem Schreiben zu widmen. In diesen engen, gemütlichen Räumen entstanden einige seiner frühen Werke, die die Absurditäten des Lebens und die Abgründe der menschlichen Existenz erkunden.

Doch nicht nur Kafka, sondern auch viele andere Bewohner prägten das Goldene Gässchen. In den Häusern lebten Alchemisten, die im Auftrag des Kaisers nach dem Stein der Weisen suchten, und Soldaten, die die Burg bewachten. Auch heute noch kann man in einigen Häusern die ursprüngliche Einrichtung bestaunen, die einen Einblick in das Leben vergangener Jahrhunderte gibt.

Die Legende der Alchemisten

Eine der faszinierendsten Geschichten, die sich um das Goldene Gässchen ranken, ist die der Alchemisten. Im 16. Jahrhundert war Kaiser Rudolf II. berüchtigt für seine Leidenschaft für die Alchemie. Er träumte davon, Gold aus unedlen Metallen zu erschaffen und das ewige Leben zu erlangen. Daher versammelte er einige der besten Alchemisten Europas in der Prager Burg, von denen viele im Goldenen Gässchen lebten und arbeiteten.

Obwohl es keine historischen Beweise dafür gibt, dass die Alchemisten tatsächlich erfolgreich waren, ranken sich bis heute viele Mythen um ihre Experimente. Angeblich sollen einige von ihnen geheime Formeln entdeckt haben, die in alten Manuskripten versteckt sind. Ob dies nun wahr ist oder nicht, die Geschichten der Alchemisten verleihen dem Goldenen Gässchen einen zusätzlichen Hauch von Mystik.

Das Goldene Gässchen während des Zweiten Weltkriegs

Die Geschichte des Goldenen Gässchens nahm während des Zweiten Weltkriegs eine düstere Wendung. Obwohl die malerische Straße zu jener Zeit größtenteils unbewohnt war, wurde sie – wie viele Teile Prags – von den Nazis besetzt. Während dieser dunklen Zeit blieb die Prager Burg weitgehend unbeschädigt, und das Goldene Gässchen überlebte die Wirren des Krieges unversehrt. Die winzigen Häuser, die einst von Alchemisten und Handwerkern bewohnt wurden, blieben als stille Zeugen einer längst vergangenen Epoche bestehen.

Nach dem Krieg und der Gründung der Tschechoslowakei im Jahr 1918 wurde großer Wert darauf gelegt, den authentischen Charme des Goldenen Gässchens zu bewahren. Auch die Jahrzehnte des Kommunismus, die darauf folgten, konnten dem historischen Erbe der Straße nichts anhaben.

Das Goldene Gässchen heute

Heutzutage ist das Goldene Gässchen eine der beliebtesten Touristenattraktionen Prags. Die ehemals bewohnten Häuser wurden in Souvenirläden, Galerien und kleine Museen umgewandelt. Besucher können durch die enge Straße schlendern, in den Läden stöbern und kleine Andenken an diese märchenhafte Ecke Prags mit nach Hause nehmen. Besonders beliebt sind handgefertigte Schmuckstücke und traditionelle tschechische Kunstwerke, die in den kleinen Geschäften angeboten werden.

Auch wenn die meisten Häuser heute kommerziell genutzt werden, kann man dennoch den ursprünglichen Charme und die Geschichte des Goldenen Gässchens förmlich spüren. Die restaurierten Innenräume einiger Häuser zeigen, wie die Bewohner einst lebten. So kann man sich leicht vorstellen, wie die Soldaten der Prager Burg hier ihr einfaches Leben führten, oder wie Alchemisten in dunklen Nächten versuchten, ihre geheimen Experimente durchzuführen.

Sehenswürdigkeiten in der Umgebung

Das Goldene Gässchen liegt mitten im weitläufigen Areal der Prager Burg, die ebenfalls einen Besuch wert ist. Hier befindet sich auch der majestätische Veitsdom, eine der bedeutendsten Kirchen Tschechiens. Der gotische Bau beeindruckt nicht nur durch seine Architektur, sondern auch durch die kunstvollen Glasfenster und die prächtige Innenausstattung.

Direkt neben dem Goldenen Gässchen befindet sich der Daliborka-Turm, ein alter Kanonenturm, der im Laufe der Jahrhunderte als Gefängnis diente. Der berühmteste Gefangene war der Ritter Dalibor von Kozojedy, der 1498 hier eingesperrt wurde und dem der Turm seinen Namen verdankt. Die düsteren, engen Räume des Turms lassen erahnen, wie trostlos das Leben der Gefangenen damals gewesen sein muss.

Ein weiteres Highlight in der Nähe ist die St.-Nikolaus-Kirche (Kostel svatého Mikuláše) auf der Kleinseite (Malá Strana). Diese barocke Kirche zählt zu den schönsten Bauwerken Prags und beeindruckt durch ihre kunstvollen Fresken und die prächtige Innenausstattung.

Eintritt und Öffnungszeiten

Um das Goldene Gässchen zu besuchen, benötigt man ein Ticket für die Prager Burg. Das Gässchen ist in den Rundgangstickets „Tour A“ und „Tour B“ enthalten. Beide Tickets beinhalten auch den Zugang zu weiteren Sehenswürdigkeiten der Burg, wie dem Veitsdom und dem Alten Königspalast. Im Sommer kann man nach 18:00 Uhr sogar kostenlos durch das Gässchen schlendern, allerdings bleiben die historischen Häuser zu dieser Zeit geschlossen.

Anreise zum Goldenen Gässchen

Das Goldene Gässchen ist leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Am besten nimmt man die Straßenbahnlinie 22 bis zur Haltestelle „Pražský Hrad“. Von dort aus ist es nur ein kurzer Fußweg zur Prager Burg und dem Goldenen Gässchen. Wer lieber zu Fuß geht, kann auch einen gemütlichen Spaziergang über die Karlsbrücke und durch das Viertel Malá Strana machen.

Für besonders sportliche Besucher bietet sich auch die Anreise mit dem Fahrrad an. Der Elbe-Prag-Radweg führt an der Burg vorbei und ist eine beliebte Route bei Radfahrern, die Prag und seine Umgebung erkunden möchten.

Fazit: Ein Spaziergang durch Geschichte und Legenden

Das Goldene Gässchen ist mehr als nur eine hübsche, kleine Straße – es ist ein Ort voller Geschichte, Mythen und Legenden. Hier lebten Alchemisten und Handwerker, Soldaten und Schriftsteller. Jede Ecke, jedes Haus erzählt eine eigene Geschichte und lädt dazu ein, in die Vergangenheit einzutauchen.

Ob man nun durch die kleinen Geschäfte schlendert, die Aussicht von der Burg genießt oder sich in die Legenden der Alchemisten vertieft – ein Besuch im Goldenen Gässchen ist wie eine Reise in eine andere Zeit.