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EIN STATTLICHES HOTEL ZIERT DEN EINGANG von Jáchymov, einer kleinen Stadt, die seit Mitte des 16. Jahrhunderts eine reiche Bergbaugeschichte hat. Die Bergwerke, hauptsächlich Eisen und Silber, erreichten ihre höchste Produktivität zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als die Stadt Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie war. Ihre Abfallstoffe stellten eine merkwürdige Eigenschaft bereit, die Chemikern und Physikern in anderen Teilen Europas zu herausragenden Entdeckungen verhalf.

Nachdem Hans Maria Klaproth Uraninit (damals Pechblende genannt) aus Abfällen des Silberbergbaus extrahierte, wurden seine fluoreszierenden Eigenschaften für die Farbindustrie genutzt. Bald wurden auch die medizinischen Eigenschaften von Radium bekannt, und es entstand ein boomender medizinischer Markt für Strahlentherapien

Jáchymov (damals noch Joachimsthal genannt) wurde zu einem der Epizentren dieses biomedizinischen Trends, und das 1912 erbaute Hotel Radium Palace, das ein kleineres Spa ersetzte, wurde zum ersten Radium-Spa der Welt. Das Hotel gilt als Geburtsort der Radiobalneologie, die zu einem Wettlauf der Spas um das radioaktivste Quellwasser führte.

Mehrere private Arztpraxen, Krankenhäuser, Heilbäder und Kosmetiksalons in der Nachbarschaft versuchten, sich die heilende und verschönernde Kraft der radioaktiven Elemente zunutze zu machen. Später wurde das in den örtlichen Thermalquellen natürlich vorkommende Edelgas Radon als Wundermittel in der Bade- und Trinkkur vermarktet. Marie Sklodowska-Curie selbst besuchte die Stadt 1925, als das Kurwesen seinen Höhepunkt erreicht hatte und zu einem Ort des medizinischen Massentourismus wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg brach die Radiumbad- und Farbindustrie der Stadt zusammen, und ein dunkles Kapitel in der Geschichte der Stadt begann, als kommunistische Arbeitslager errichtet wurden, um Gefangene zu zwingen, in den Minen zu arbeiten. Der Radium Palace wurde in den 90er Jahren renoviert und wiederbelebt und ist heute für Besucher geöffnet.

Was Sie wissen sollten

Das Hotel wird nach wie vor betrieben und bietet traditionelle Radiumkuren und Spa-Behandlungen an, die sich selbstverständlich streng an die heutigen maximal zulässigen Strahlendosen halten. Radiumkuren bedürfen einer Verordnung des Kurarztes, klassische Kuranwendungen können ohne Arztbesuch gebucht werden. Die Stadt selbst stellt kein ernsthaftes Strahlenrisiko dar. Jáchymov hat eine gute direkte Busverbindung mit dem Busbahnhof Karl Vary Tržnice.