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Schon einst kosteten Könige und Kaiser von den heilenden Wassern in den verzierten Schnabeltassen von Marienbad (auf Tschechisch Mariánské Lázně). Auch unter Dichtern und Denkern erfreute sich das Heilbad im Westen Böhmens großer Beliebtheit. In den sozialistischen Jahrzehnten wurden die prachtvollen Fürstenhöfe von Marienbad jedoch zu staatlichen Erholungsheimen degradiert, bevor sie in den 1990er Jahren zu neuem Leben erweckt wurden. Marienbad mag zwar nicht die mondäne Ausstrahlung von Karlsbad (auf Tschechisch Karlovy Vary) besitzen, das zusammen mit Franzensbad (auf Tschechisch Františkovy Lázně) und Marienbad das Westböhmische Bäderdreieck bildet, dennoch ist ein Besuch mehr als lohnenswert. Die Stadt wird meiner Meinung nach oft unterschätzt.

Genau wie Karlsbad und Franzensbad gehört Marienbad zum UNESCO-Welterbe der bedeutenden Kurstädte Europas. Diese tschechische Kleinstadt beherbergt sogar mehr Heilquellen als Karlsbad. In der „Perle des berühmten Bäderdreiecks“, eingebettet im Kaiserwald, entspringen ganze 40 Mineralwasserquellen und weitere 100 in der Umgebung. Zusätzlich besticht der historische Kurort Marienbad durch atemberaubende Jugendstil-Architektur und zahlreiche Parks und Grünanlagen, die zum gemütlichen Spazieren und Entspannen einladen.

Im nachfolgenden Artikel teile ich meine Empfehlungen für die schönsten Heilquellen der Stadt. Darüber hinaus gebe ich Tipps zu weiteren Sehenswürdigkeiten und teile einige echte (kulinarische) Geheimtipps für Marienbad.

GESCHICHTE VON MARIENBAD

Bereits gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde von den Mönchen des Klosters Tepl die heilende Wirkung des Wassers aus den Mineralquellen im sumpfigen Tal um das Kloster entdeckt. Offiziell datiert wurde die erste Kurbehandlung jedoch erst im Jahr 1609, als man ein Bad in der Marienquelle nahm, die aufgrund ihres unangenehmen Geruchs auch als „Stinker“ bekannt war. Im 18. Jahrhundert begann die intensive Erforschung der heilenden Eigenschaften des Wassers. Im frühen 19. Jahrhundert strömten bereits zahlreiche Kranke nach Marienbad, um Heilung durch das Wasser zu erfahren. Allerdings mussten sie zu dieser Zeit noch auf jeglichen Komfort verzichten. Lediglich einfache Hütten standen in der Nähe der Heilquellen als Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung, und die Kurgäste mussten ihre eigenen Lebensmittel sowie Feldbetten mitbringen.

Die Anreise nach Marienbad gestaltete sich zudem beschwerlich, bis Abt Karl Reitenberger des Stifts in Tepl begann, Wälder zu roden und Sümpfe trockenzulegen. Dadurch entstanden englische Landschaftsgärten mit Wegen, Wiesen und prächtigen Blumenbeeten. Der Abt ließ auch Fassungen um die Quellen anlegen und neue Häuser bauen, wofür er sowohl den Versand von Mineralwasser-Krügen in ganz Europa als auch Mittel des Ordens nutzte. Nach dem Bau des neuen königlichen Kurhauses wurde ihm jedoch vorgeworfen, die Mittel des Ordens verschwendet zu haben und die Klosterverwaltung vernachlässigt zu haben. Dies führte zu seiner Verbannung nach Tirol ins Exil.

Trotz dieser Umstände setzte sich der Aufstieg von Marienbad fort, insbesondere im schicken Kurviertel mit seinen architektonischen Meisterwerken im Jugendstil. Die Schönheit von Marienbad verbreitete sich schnell, und Kaiser, Könige, russische Großfürsten sowie prominente Schriftsteller, Künstler und Musiker wie Franz Kafka, Frédéric Chopin und Thomas Alva Edison reisten in die böhmische Kleinstadt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Marienbad sogar der luxuriöseste Kurort Europas, sogar vor St. Moritz. Auch wenn diese Zeiten längst vergangen sind, bleibt Marienbad noch immer einen Besuch wert.

ENTDECKE DIE PRÄCHTIGSTEN HEILQUELLEN MARIENBADs

Tauche ein in die faszinierende Welt von Marienbad, wo nicht weniger als 40 Quellen ihre heilenden Wässer entspringen, begleitet von weiteren 100 Quellen in unmittelbarer Umgebung. Jede dieser Quellen birgt eine einzigartige Mineralienzusammensetzung und bietet somit eine spezifische Wirkung – sei es für Gicht, Rheuma, Magersucht, Fettleibigkeit oder Verdauungsstörungen. In nahezu jedem Hotel Marienbads erwarten dich eigene Bäderabteilungen, die eine Behandlung direkt vor Ort ermöglichen. Doch selbst wenn du keine Kur planst, sind die zahlreichen Quellen der Stadt ein beeindruckendes Schauspiel.

Für diejenigen, die das Heilwasser kosten möchten, empfiehlt sich ein Besuch des Pavillons neben der Kurkolonnade, wo du eine der kunstvollen Porzellantassen erwerben kannst. Ein kleiner Hinweis: Der Geschmack des Wassers ist gewöhnungsbedürftig, um es vorsichtig auszudrücken.

DIE MAJESTÄTISCHE MAXIM GORKI KOLONNADE

Die Kurkolonnade, auch als Maxim Gorki Kolonnade bekannt, prägt das Antlitz von Marienbad und ist mit beeindruckenden 180 Metern die längste ihrer Art in der Tschechischen Republik. Gemeinsam mit dem Pavillon der Kreuzquelle sowie dem Pavillon der Rudolfs- und Karolinenquelle bildet sie die prächtige Hauptkurpromenade, auf der auch die berühmte Singende Fontäne zu bewundern ist.

In der neobarocken, gusseisernen Hauptkolonnade, die auf dem Grundriss des ursprünglichen Kursaals durch den Abt des Klosters Tepl errichtet wurde, fesseln vor allem die bezaubernden Deckenfresken von Josef Vyleťal, die hölzerne Kassettendecke und die Wände mit den Bronzereliefs von Antonín Kuchař.

Direkt neben der Hauptkolonnade befindet sich der tempelartige Pavillon der Kreuzquelle, der die älteste Quelle in Marienbad beherbergt. Ihr salziges und stark mineralhaltiges Wasser findet vor allem Anwendung bei Erkrankungen des Verdauungssystems sowie bei Beschwerden von Galle, Leber und Bauchspeicheldrüse.

DIE BEZAUBERNDE KAROLINENQUELLE

Am anderen Ende der Kurpromenade, nur einen kurzen Fußweg von der Maxim Gorki Kolonnade entfernt, erwartet dich die Karolinenquelle, zusammen mit der Rudolfquelle in der bezaubernden „Kleinen Kolonnade“.

Die Karolinenquelle unterhalb der Kirche Mariä Himmelfahrt zeichnet sich durch einen besonders hohen Magnesiumgehalt aus. Ihr Wasser wird vor allem zur Behandlung verschiedener urologischer und nephrologischer Erkrankungen sowie speziell bei Nierensteinen eingesetzt.

Die berühmte Rudolfquelle, eines der bekanntesten Mineralwässer Marienbads, dient vor allem der Heilung von entzündlichen Erkrankungen der Harnwege sowie der Behandlung von Osteoporose aufgrund ihres hohen Kalziumgehalts. Du findest die Rudolfquelle sowohl im Pavillon der Kreuzquelle neben der Hauptkolonnade als auch in der „Kleinen Kolonnade“.

DIE GESCHICHTSTRÄCHTIGE FERDINANDQUELLE

Die Ferdinandquelle, die älteste Mineralquelle in Mariánské Lázně, befindet sich in der sehenswerten Kolonnade im Auschowitz Park (Úšovice). Obwohl es sich eigentlich um mehrere Quellen handelt, ist die Ferdinandquelle durch den enthaltenen Glaubersalz für ihren salzigen Geschmack bekannt. Trinkkuren mit diesem Wasser eignen sich besonders bei Erkrankungen des Verdauungstraktes aufgrund seiner abführenden Wirkung.

DIE MALERISCHE ALEXANDERQUELLE

Auch die Alexanderquelle entspringt im Kurpark östlich der Ferdinandquelle, direkt unter dem Hotel Cristal. Die Quelle ist von einem zauberhaften, fotografiewürdigen Brunnenhäuschen umgeben. Das Wasser der Alexanderquelle ist ebenso wie das der Ferdinandquelle reich an gelöstem Glaubersalz.

Entdecken Sie Weitere Höhepunkte in Marienbad

Die Melodische Fontäne

Marienbad zeigt sich von seiner besten Seite durch die beeindruckende Melodische Fontäne. Es heißt, wer diesen imposanten Springbrunnen mit der kunstvollen Steinplastik einer stilisierten Blume auf der Hauptkurpromenade nicht erlebt hat, war nicht wirklich in Marienbad. Täglich in den Sommermonaten, ab 7 Uhr, präsentiert die Melodische Fontäne zu jeder ungeraden Stunde eine faszinierende Wassershow, begleitet von harmonischer Musik. Die Abende um 21 und 22 Uhr sind zudem von einer farbenfrohen Beleuchtung des Brunnens geprägt.

Die Kirche Mariä Himmelfahrt

Ein weiteres Juwel in Marienbad ist die römisch-katholische Dekanatskirche Mariä Himmelfahrt. Erbaut zwischen 1844 und 1848 im eklektischen neubyzantinischen Stil nach den Plänen von Johann Gottfried Gutensohn aus München, thront die Kirche oberhalb der Karolinenquelle.

Die Russisch-Orthodoxe Kirche des Heiligen Wladimir

Besonders beeindruckend ist die Russisch-Orthodoxe Kirche des Heiligen Wladimir. Errichtet von 1900 bis 1902 nach den Plänen des Petersburger Architekten Nikolai W. Sultanow, präsentiert sie einen Grundriss in Form eines griechischen Kreuzes. Im Inneren beeindruckt eine prächtige Majolika-Ikonostasis, ursprünglich für die Weltausstellung 1900 in Paris geschaffen. Die Adresse lautet Ruská 347/9, 353 01 Mariánské Lázně, und die Öffnungszeiten sind von Dienstag bis Samstag von 13.00 bis 17.00 Uhr.

Die Schönsten Attraktionen in der Umgebung von Marienbad

Kladská

Einige Kilometer außerhalb von Marienbad, im Herzen des Landschaftsschutzgebiets Kaiserwald, befindet sich das repräsentative Jagdschloss Glatzen (Kladská) an einem malerischen Weiher. Das im alpenländischen Stil erbaute Schloss beherbergt heute ein kleines Hotel. Die Umgebung bietet nicht nur eine gastliche Wirtschaft mit köstlichen Wildspezialitäten, sondern auch einen Lehrpfad durch das Naturschutzgebiet Glatzener Moor. Dieser Spaziergang ermöglicht Einblicke in die vielfältige Flora und Fauna der Region und bietet die Chance, Auerhühner, Füchse und Hirsche zu entdecken.

Karlsbad

Karlovy Vary, auch als Karlsbad bekannt, ist der berühmteste der drei Kurorte des Westböhmischen Bäderdreiecks. Neben den renommierten Kuranlagen bietet Karlsbad kulinarische Genüsse wie die berühmten Karlsbader Oblaten und den Kräuterlikör Becherovka. Die Stadt beeindruckt zudem mit prächtigen Kirchen, einem Panoramablick vom Dianaturm und reizvollen Häusern im Zuckerbäckerstil entlang der Flaniermeile Stará Louka und Lázeňská ulic.

Entdecken Sie die zwölf Quellen der Stadt, eingebettet in malerische Kolonnaden, darunter die imposante Mühlbrunnenkolonnade, die größte in Karlsbad. Bewundern Sie auch die mit Schnitzereien verzierte Marktkolonnade und die prachtvolle gusseiserne Parkkolonnade im Dvořák-Park. Karlsbad verspricht nicht nur Heilquellen, sondern auch architektonische Schönheit und gastronomische Freuden.